Du auf der Bühne.
Ich im Publikum.

So fing es an. Der ganze Saal lachte, dann fragtest du, ob Singles darunter seien. Ich meldete mich. Eine von vielen. Du picktest mich raus, wie eine einzelne Traube von einer Rebe. Ich hob suggestiv die Augenbrauen. Und du verlorst prompt den Faden in deinem Programm.

Du in der Kneipe.
Ich am Tisch gegenüber.

Ich setzte mich vor dich, weil ich dein Gesicht sehen wollte. Frontalaufnahme. Dieser Moment, wenn man sich wünscht, die eigenen Augen könnten Fotos schießen. Ich wollte den Augenblick wortwörtlich festhalten und in meinen visuellen Kortex brennen. So hübsch sahst du für mich aus.

Du in Berlin.
Ich in München.

Am Ende war es wohl die Flüchtigkeit, die alles intensiver erschienen ließ als es wirklich war. Du gabst mir das Gefühl, dir als Mensch zu gefallen. Ich konnte mein Glück nicht fassen. Später verstand ich, dass du dein Glück ebenso wenig fassen konntest. Allerdings war es bei dir das Ego, das den Ton angab. Während bei mir das Herz los trällerte.

Du in München.
Ich in München.

Dich wiederzusehen war, wie nach einem Tauchgang wieder an die Oberfläche zu kommen. In deinen Augen konnte ich sehen, dass es dich ebenso erfreute wie erstaunte, dass ich tatsächlich Lust hatte, dich wiederzusehen. Mein Herz raste und mir wurde dezent schwindelig in deiner Nähe. Ich dachte, ich sei verliebt. Tatsächlich war es ein Alarm.

Du im Aufzug -
Ich im Aufzug.

Wir blickten uns im Spiegel an. Und die gesamte Luft entwich auf einmal.

Du in Berlin.
Ich in Berlin.

Der Rückzieher, die Ausrede, das Ende. Du konntest es mir nicht einmal ins Gesicht sagen. Ich fühlte mich benutzt und unverstanden. Wahrscheinlich wollte ich es mal wieder zu sehr. Du wolltest mich für dich. Ich wollte dich für dich.

Ich in Berlin.